Erfahrungsberichte: Bericht eines Kindergartenpflegers

Begegnen auf (fast) Augenhöhe

Kinderpfleger im Kindergarten zu sein ist schon mein Traumjob. Nach einer Lehre zum Bürokaufmann entschied ich mich für diesen beruflichen Weg. Heute kann ich sicher behaupten es war der Richtige.

Was ich in diesem Job von den Kindern an Emotionen und Dankbarkeit erfahre, macht mich sehr glücklich. Ich kann Kindern auf ihrem Weg in die Schule begleiten und sie in diesem wichtigen Teil ihres Lebenswegs unterstützen. Das sind vielfältige Aufgaben, beispielsweise im Bereich Tisch- oder Bewegungsspielen. Hier werden den Kindern Farben und Zahlen nähergebracht, Zusammenhänge beigebracht oder sie lernen ihren Körper kennen mit Fang- und Wurfspielen. Als Kinderpfleger gehört es zu meinen Aufgaben sie so viel wie möglich und so viel wie nötig zu unterstützen. Dabei den Kindern eine Sicherheit geben und sagen: „Ich bin da und gebe auf dich acht.“

So gehört es zu den weiteren Bereichen im Kindergarten die Sauberkeitsleere mit Toilettengängen und Zähneputzen zu begleiten. Koch- und Backangebote anbieten, Feste und Bräuche näherbringen, die Welt in Bücher zeigen oder Ausflügen unternehmen. Kreativität im Bastel- oder Experimentierbereich ergänzen die vielfältigen Lernangebote an die Kinder.

Wie komme ich an diesem Arbeitsplatz zurecht?

Ich bin nicht gerade der typische Kinderpfleger, den die Kinder sonst in ihrer Einrichtung begegnet. Männlich und dann noch knapp über 1,30 m.

Kinder sind wunderbar. Sie haben keinerlei Vorurteile. Ich erinnere mich gut, als ich das erste Mal eine Einrichtung betrat. Ein Kind, etwas schüchtern und zurückhaltend, sagte: „Ein Mann unter lauter Frauen und mein Kopf geht sogar bis zu deinem Bauch“.

Ich ging offen auf das Kind zu und sprach mit ihm: „Das ist aber ein bunter Ball auf deinem Pullover. Ich spiele auch mit einem Ball. Denn ich spiele gerne Fußball“. Dann war das Eis gebrochen und ich konnte mit diesem und vielen anderen Kindern eine schöne und leerreiche Zeit verbringen. Das ist auch heute noch so.

Es kommen schon immer wieder mal Fragen wie, „Warum bist du so klein? Warum bekommst du auch nicht wie ich, die Füße auf den Boden, wenn wir hier auf dem Sofa sitzen?“ Oder Aussagen wie: „Mein Papa ist größer als du“. Dann hatte ich meistens mit den Kindern ein gutes Gespräch, warum ich so bin, und verglich es mit einem Bezug aus dem Alltag, dass das Kind schon kannte. So sind Kinder ehrlich und nehmen eine Person schnell an wie er ist.

Ich komme in meinem Kindergarten sehr gut zu recht. Mit Hilfe meiner Mitarbeiterinnen und die für mich zur Verfügung gestellten Hilfsmittel, ist mein Arbeitsumfeld klar. Neben kleinen und großen Schemeln und einem Hilfsstab zum Öffnen der Fenster im oberen Bereich, kann ich vieles selbständig erledigen. Das mir auch sehr wichtig ist.

Bis auf das Wickeln der Kinder, kann ich alle Aufgaben erfüllen.

Im Kindergarten hat es auf Grund meiner Behinderung auch Vorteile für mich. Nicht nur die Gespräche mit den Kindern können oft auf Augenhöhe stattfinden, auch die Stühle der Kinder sind ein wahrer Vorteil. Da auch die Gesunderhaltung jedes Mitarbeiters meinem Arbeitgeber wichtig ist, habe auch ich einen passendenden für mich spezialisierten Stuhl.

Zwar ist die Geschwindigkeit bei einem Spaziergang mit Kindern nicht gerade schnell. Hier entscheiden mein Team und ich, wie viele Erzieherinnen benötigen werden für den geplanten Ausflug? Wie lange ist der Weg mit Rückweg? Wenn es schwierig für mich wird mitzulaufen und es personell möglich ist, bereite ich im Kindergarten in der Zeit etwas vor- oder nach.

Es erfüllt mich Tag für Tag, auch mit seinen kleinen Hindernissen, diesen Beruf auszuüben. Kinder sind wunderbar. Ohne Vorurteile, ohne Neid. Sie nehmen Situationen an, gehen los. Diesen Weg zu zeigen, gemeinsam mitgestalten und bis zu ihrem Schuleintritt zu begleiten, macht mich und auch bestimmt das Kind glücklich. Eine Begegnung auf (fast) Augenhöhe.

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